Damit die Decke nicht auf den Kopf fällt…

Ein neues Jahr nimmt seinen Lauf – nun geht es daran, die neuen Vorhaben umzusetzen. Künftig sollen hier einige Gedanken, Praxistipps und Erfahrungen von meinen Baustellen rund um die Themen Altbausanierung, Renovierung und Innenausbau zusammengetragen werden. Anfangen möchte ich mit einer Frage, welche mir 2018 gleich mehrfach Arbeit verschaffte: Was tun mit alten Schilfrohrdecken, wenn der Zahn der Zeit gepaart mit lebhaftem Begängnis in den oberen Stockwerken seine Spuren hinterlassen hat? Oft sind es die neuen Hausbesitzer, die Wände und Decken von Tapetenschichten oder Verkleidungen befreien und damit das ganze Ausmaß der Schäden in Form von Unebenheiten, Rissen bishin zu Löchern durch abbröckelnden Putz freilegen. Wie kann nun geholfen werden?

So radikal muss die Lösung nicht immer aussehen.

Auch wenn der Eifer groß ist, möchte man die ursprüngliche Decke möglichst sichtbar erhalten und sanieren, dann empfiehlt sich bereits bei den vorbereitenden Maßnahmen behutsam ans Werk zu gehen. Das alte Schilfrohrgeflecht als Putzträger möchte geschont werden. Wenig Druck, dafür lieber die Zeit für sich arbeiten lassen, wenn überstrichene Tapetenlagen anzuweichen und abzulösen sind sowie die oftmals darunter befindliche geleimte Wandfarbe abgewaschen werden muss.

Ist das alles erst einmal vollbracht, so sieht das Ergebnis z.B. so aus.

Ist die Decke noch weitgehend intakt, haftet der Putz insgesamt gut und zeigen sich nur kleinere Risse, so lassen sich diese mit Gewebe überbrücken. Anschließend kann gespachtelt werden. Je nach gewünschtem Finish entweder vollflächig oder begrenzt auf die Reparaturbereiche. Wird allerdings eine makellose, glatte Deckenoptik gewünscht, genügt stellenweises Ausbessern nicht mehr. Für ein perfektes Ergebnis bleibt hier nur, in mehreren Arbeitsgängen vollfächig zu spachteln und zu schleifen. In Anbetracht von Aufwand und Kosten, je nach Raumgröße und bei entsprechend vorhandener Raumhöhe entscheiden sich Kunden dann aber meist gleich dazu, die Decke mit Gipskartonplatten abzuhängen.

Als Alternative zum Gipskarton und mit Vorteilen für das Raumklima empfehle ich in letzter Zeit gern, einen Armierputz an die Decke zu bringen, so wie im nachfolgenden Beispiel. Vorteile: die Kosten bleiben überschaubar, das Ergebnis bleibt dank Faserarmierung in puncto Rissbildung nachhaltig und die gefilzte Oberfläche überzeugt aufgrund des feinen Korns bis maximal 1 mm.

Hier wurde zunächst vollflächig Glasfasergewebe eingebettet.
Im zweiten Putzauftrag war die Decke dann abzufilzen.
Das Ergebnis vor dem Anstrich.

Manchmal lohnt sich es aber durchaus, den radikalen Weg zu wagen. So im nächsten Projekt, einem Bruchsteinhaus, gebaut um 1900.

Das bedeutete, Putz, Rohrgeflecht sowie Sparschalung mussten runter. Bei einer Raumhöhe von nur 2,15 m lag zudem das Augenmerk darauf, noch circa 10 cm mehr Luft nach oben zu gewinnen, indem die neue Decke nunmehr zwischen den Balken eingezogen wird. Da die Schüttung kaum durchrieselte, konnten die Trockenbauprofile ohne Weiteres gleich unterhalb des Einschubs längs an die Balken montiert und danach mit Gipskarton beplankt werden. Um später die Anschlussfugen an die Balken so unauffällig wie möglich zu gestalten, empfiehlt es sich bereits beim Zuschnitt der Gipskartonplatten den natürlichen Wuchs der Holzbalken zu berücksichtigen.

Et voilà – das Ergebnis kann sich sehen lassen.


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